Meine Seele hat nur Fühlhörner. Sie tastet nur und sieht nicht. Ach dass sie Augen bekäme und schauen dürfte! – Goethes Wilhelm Meister hat einen Sprung. Mitten in der Erzählung, wie ein junger Mann aus gutem Hause seinen nicht ganz einfachen Lebensweg geht, öffnet sich plötzlich ein ganz anderes Buch. Es heißt Bekenntnisse einer schönen Seele und erzählt den nicht ganz einfachen Lebensweg einer Frau aus gutem Hause aus der Ich-Perspektive. Da geht es auch um einen Lebensweg, aber einen der religiös geprägt ist, also den Weg einer Seele, die sehen will und nicht nur fühlen.
Hinter der Schönen Seele, die Goethe portraitiert, steht Susanna Katharina von Klettenberg, eine Stiftsdame, die mit der Familie Goethe weitläufig verwandt war. Als Goethe nach seinen ersten Monaten als Student aus Leipzig nach Frankfuert zurückkam, wurde er krank. Er fiel in eine Art Depression. Frau von Klettenberg wurde hinzugezogen, und es gelang ihr, Goethe aus dieser langandauernden Starre zu befreien.
Diese Geschichte und andere erfahren Sie am Nachmittag des 8. Septembers 2019. Denn da machen wir um 17 Uhr in St. Marien einen Literatur-Gottesdienst zu Goethes Wilhelm Meister. Wir konzentrieren uns auf dieses sechste Buch, bei dem auch die von mir sehr geschätzten Herrnhuter, eine große Rolle spielen. Wir singen also deren Lieder. Dazwischen liest Jana Huster die Bekenntnisse einer schönen Seele und ich stelle uns Bibeltexte vor Augen, in denen es ums Sehen und Fühlen geht. Unter anderem. Verspüren Sie Lust, dabei zu sein? Was hält Sie ab?